Planwirtschaft live

(… und ohne Farbe) Ein Leserbrief aus der Sächsischen Zeitung 1949

Bestellung am 22.10.1948, Lieferung am 17.02.1949; Vier Monate Bürokratie für circa 70 kg Anstrichmittel!

„Man kann verstehen, wenn die Männer von der volkseigenen Wehoma-Maschinenbau in Tharandt ärgerlich sind. Sie brauchen nämlich Farbe zum Anstreichen ihrer neuangefertigten Maschinen.“ Am 22. Oktober 1948 beantragten sie auf VB 25 insgesamt 70 Kilogramm Lackfarbe, Verdünnung und Modellack.

Am 19. November 1948 (!) wurde die Bestellung (schon!) von der Industrie- und Handelskammer Dresden genehmigt, jedoch konnte die Lackfabrik Coswig (VVB) nicht liefern. Am 31. Dezember verfielen alle Warenschecks. Es hieß: neue Bestimmungen abwarten. Inzwischen beschafften sich die Tharandter eine Lieferzusage von Coswig.

Am 26. Januar 1949 wurde diese Zusage an die Landesregierung eingereicht. Diese lehnte ab. Tharandt sei in Leipzig eingeplant. Diesmal jedoch konnte Leipzig nicht liefern. Blitzgespräch mit Herrn Schneider, Dezernat Maschinenbau bei der Landesregierung: „Leipzig kann nicht liefern!“ Herr Schneider: „Reichen Sie einen neuen Vordruck VB 23 ein.“

Am 1. Februar geschieht das, mit Kurier. Es folgt Mitteilung vom SIK: „Farbe kann bei Zülch & Skerl, Leipzig, abgeholt werden!“ – Zülch & Skerl teilen mit: „Erst Leergefäße liefern. Dann folgt Mitteilung, wann Ihr abholen könnt. Wir können nämlich jetzt nicht liefern!“ (!) Gleich darauf teilen Zülch & Skerl mit: „Freigabeschein auf Farbe von Fachkontor Chemie zurückgezogen.“

Am 11. Februar 1949: Vorstoß unserer Aufklärer beim SIK.
Am 14. Februar 1949: Freigabeschein für Coswig.
Am 17. Februar 1949: Lieferung der Farbe an uns.

Der Zweijahresplan soll vorfristig erfüllt, die Unkosten gesenkt werden! Unmöglich bei einem derartigen Wirrwarr und Tempo.

Volkskorrespondent P.

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